Basiswissen und Fehlervermeidung

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Rennratte
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Basiswissen und Fehlervermeidung

Beitrag von Rennratte » Do 5. Jul 2018, 20:26

A.) Anatomie des Hundes im Fitness Training

Natürlich müsst ihr nicht alle Muskeln mit Namen kennen.

Aber wenigstens ein paar wichtige Punkte am Hund wollen wir aufsuchen und ertasten, ihr sollt außerdem zumindest wissen, welche Gelenke welche sind.

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1: Brustbein
2: Schultergelenk
3: Schulterblattregion
4: Ellenbogengelenk
5: Handgelenk (Karpus/Karpalgelenk)
6: Hüfthöcker
7: Hüftgelenk
8: Sitzbeinhöcker
9: Knie
10: Sprunggelenk (Tarsus/Tarsalgelenk)


B.) Körperschwerpunkt und Gewichtsverlagerung im Training- ein wichtiger Gedanke

Im normalen Stand und Gang (Trab) trägt ein gesunder Hund ca. 60% seines Gewichtes auf der Vorderhand und 40% auf der Hinterhand.
Die Hinterhand ist eher der Motor, während die Vorderhand Gewicht trägt und "abfedert". Die Vorderhand ist nicht knöchern mit dem Brustkorb verbunden, sondern wie in einer Art "Schlaufen" aus Muskulatur "aufgehängt".

Die Hinterhand hingegen ist relativ fest mit der Wirbelsäule verbunden und kann somit die Schubkraft voll in den Rumpf übertragen und den Körper "vorwärts schieben".


Wichtig für euch ist zu wissen, dass ein Heben des Kopfes über die Linie der Wirbelsäule das Gewicht des Hundes eher auf die Hinterhand bringt, während ein Absenken des Kopfes das Gewicht mehr auf die Vorderhand bringt.

Dieser Fakt ist einer der wichtigsten im Fitness Training!

Bei verschiedenen Übungen spielt dies immer wieder eine große Rolle und soll euch unbedingt bewusst sein!


C.) Position des Hundes im Raum durch Erhöhungen

Hierbei gibt es zwei wesentliche Möglichkeiten, wie wir den Hund positionieren können:
- Vorderhand erhöht
- Hinterhand erhöht

Dadurch ergibt sich jeweils eine weitere Verlagerung des Körpergewichts. Da wir nicht wie für uns selbst im Fitnessstudio mit Gewichten arbeiten, nutzen wir beim Hund eher verschiedene Erhöhungen, um die Muskelarbeit (die ja zu Muskel"wachstum" führt) zu erreichen.

Generell kann man sagen:

Die Vorderhand erhöht zu platzieren führt zu vermehrter Muskelarbeit (und somit Aufbau) der Hinterhand.

Die Hinterhand höher zu platzieren führt zu vermehrter Muskelarbeit in der Vorderhand.


Allerdings wollen wir auch hier einen Blick auf die Kopfposition in Relation zur Wirbelsäule werfen:

Bild 1 zeigt die vorn erhöhte Position mit einem Hund, der den Kopf leicht erhöht trägt.

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Bild 2 dieselbe Position, aber den Kopf nun deutlich abgesenkt.

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Was seht ihr? Wohin verschiebt sich der Körperschwerpunkt, das Gewicht des Hundes? Auf welchem Bild wird die Hinterhand stärker beansprucht- und somit gestärkt?

Richtig: wenn der Kopf des Hundes höher ist.

Allerdings sollte dies nicht übersteuert werden! der Hund sollte nicht mit einem massiven Hohlkreuz arbeiten! Wir bemühen uns immer um eine recht neutrale Kopfposition, so dass die Wirbelsäule entlastet wird.

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Wir wollen in den Übungen möglichst immer darauf achten, dass die Wirbelsäule gerade und entspannt bleibt. Je nach Halsansatz des Hundes ist das gar nicht immer leicht, zumal man selbst niemals "daneben steht" und es oft gar nicht direkt bemerkt.

Auf einigen Videos sehr ihr, dass Narnia den Kopf teilweise recht hoch hält, wenn ich belohne. Sie hat einen recht langen, hoch angesetzten Hals mit Tendenz zu einem Schafhals (eine leichte Muskelschwäche im Hals), ich muss noch viel aktiver und stärker darauf achten, dass ich sie neutral belohne- aber ich bin nicht perfekt ;)


Wenn wir die Hinterhand des Hundes erhöhen, muß er die Muskulatur der Vorderhand (die Aufhängung der Vorderhand, die Schultermuskeln und Schultergürtelmuskeln) vermehrt nutzen.

Dabei wollen wir uns ebenfalls bemühen, den Kopf des Hundes so zu halten, dass die Wirbelsäule neutral verläuft. Deshalb sitzen wir dabei eigentlich immer am Boden!


Schaut Euch unbedingt diese Bilder an, dabei seht ihr deutlich, dass die Wirbelsäule des Hundes massiv belastet wird, wenn ihr stehend arbeitet, wenn der Hund hinten erhöht steht!!!!


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Noch einmal beides im Vergleich, die schonende Belohnungsposition und die eher belastende:

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Bei einer sehr tiefen Kopfposition müssen die Hunde ihre Schultern und Ellenbogen etwas stärker beugen, dies kann bei bestimmten Übungen gezielt genutzt werden, sollte aber immer bewußt und sinnvoll eingesetzt geschehen.

Die drei Bilder zeigen deutlich die Unterschiede. Das Bild ganz rechts kann teilweise als gezielte Übung eingesetzt werden, aber dann immer durchdacht und mit Plan, bitte.

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D.) Belohnungsposition

Neben der Kopfposition des Hundes beim Belohnen wollen wir außerdem einen Blick auf eure Position zum Hund werfen.

Unser Ziel ist immer eine gerade Wirbelsäule des Hundes, nicht nur von der Seite betrachtet, sondern auch von oben.

Das bedeutet, dass ihr eigentlich in fast allen Übungen mittig vor dem Hund stehen solltet. Eine seitliche Position führt immer zu einer seitlich gebogenen Wirbelsäule, und da wir immer eine gleichmäßige Belastung der Muskulatur erreichen wollen, soll dies weitestgehend vermieden werden.

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Selbst, wenn ihr den Hund nach vorn belohnt, wird er sich zu euch umdrehen und hochschauen, und das sogar die meiste Zeit. Deswegen arbeiten wir bei Übungen, bei denen wir um den Hund herum gehen müssen mit einer externen Belohnung. So soll ein möglichst gerades Ausrichten des Hundes erreicht werden.

E.) Pfotenstellung

Im Optimalfall steht der Hund ohne große Mühe in der perfekten "Steh" Position. Ein Lot gefällt durch den Sitzbeinhöcker würde idealerweise direkt vor den Hinterpfoten landen und ein Lot durch Schulter und Ellenbogen landet an den Vorderpfoten.

Beobachtet mal einige Tage euren Hund, wenn er einfach "anhält", um zu stehen. Entlastet er eine Pfote vorn oder hinten? Meist seht ihr dies daran, wenn er diese Pfote etwas nach vorn oder zur Seite heraus stellt- oft nur sehr minimal. So ist das Gewicht nicht gleichmäßig auf alle 4 Pfoten verteilt.

Solltet ihr dabei entdecken, dass es immer dieselbe(n) Pfote(n) sind, solltet ihr unbedingt einen sehr erfahrenen Therapeuten um Hilfe bitten.

Auf massive Probleme weist ein unterstellen der Hinterbeine unter den Bauch, ein Schleifen der Krallen beim laufen und ein aufwölben des Rückens hin! In diesem Fall sollte vorerst kein weiteres Training erfolgen!

(Bilder)
LG Imke mit
Cayuga für immer im Herzen (Tollermädchen, geb. 27.12.2003-18.04.2016)
Na'vii (Tollermädchen, geb. 21.12.2010)
Narnia (Border Collie Mädchen, geb. 20.02.2015)
Plu (Border Collie Junge, geb. 6.ß3.2019)
http://www.dog-IN-motion.com

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